Workshop zu Antisemitismus

Am 6.12. findet in Wittenberg ein vielversprechender Workshop rund um Antisemitismus und Israelkritik statt. Weitere Infos gibt es auf der Seite des Veranstalters „ConAct – Deutsch-Israelischer Jugendaustausch“ :

Hier anmelden

Die Teilnahme an dem Workshop ist dank der finanziellen Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung kostenfrei. Anmeldeschluss ist der 28. November 2011.

Zusammenfassung der „Elemente des Antisemitismus“

Zwischen morgendlicher Presselektüre und abendlichen Kneipengesprächen fällt es Tag für Tag ins Auge: Das Thema Antisemitismus bleibt aktuell. Ob die reale, militärische Bedrohung Israels nun auch den Ignorantesten bewusst wird oder Tausende, vereint im Hass auf die Zirkualtionsphäre, gegen „die Bänker“ wettern. Deshalb bleiben auch wir dran.
In der Analyse des Antisemitismus taten sich vor allem Adorno und Horkheimer mit dem in der Dialektik der Aufklärung enthaltenen Text „Elemente des Antisemitismus“ hervor. Ich empfinde dieses Kapitel bis heute als beeindruckendes Statement gegen den Verlust der Fähigkeit zur Differenz. Um den Zugang zu erleichtern, habe ich einen Text geschrieben, welcher die Hauptgedanken der Elemente aufgreift und dezent kommentiert zusammenfasst:

Zusammenfassung der Elemente des Antisemitismus

Als Einstieg seien an dieser Stelle diese Texte Stephan Grigats wärmstens empfohlen:

http://www.copyriot.com/sinistra/reading/grig-f2.html
http://www.cafecritique.priv.at/fetisch.html

Das Original gibt es hier:
Elemente des Antisemitismus

because no means no

Weil wir keinen Bock haben auf Bemerkungen über
„Auftreten, dass sexuelle Übergriffe begünstigt“
oder ähnliche Relativierungsversuche:

Empfehlung des Hauses

Am nächste Donnerstag findet in Berlin eine Veranstaltung der geschätzten AAB statt. Martin Dornis kritisiert queer theory und Poststrukturalismus, dies möchten wir unbedingt empfehlen.
Näheres dazu HIER

Infos zum Seminar ‚Facetten des Antisemitismus‘

Wann?
27.-28.08.2011 jeweils 14:00 – 18:00
Wo?
kirchliches Forschungsheim
Wilhelm-Weber-Str. 1a
Lutherstadt Wittenberg
Was?
Seminar mit Micha Böhme und Martin Dornis

Hier der Reader zum Seminar:
Reader FdA

Es wird um 2€ Unkostenbeitrag für Materialien gebeten. Am Samstag Abend ist gemütliches Grillen im Garten angedacht.

Anmeldungen und Fragen bitte an zweifelunddiskurs@gmx.de

Für Gäste von nah und fern: Es gibt eine
Jugendherberge
in der City. Für aus Berlin Anreisende ist vielleicht interessant, dass das Brandenburg-Berlin-Ticket der Bahn bis Wittenberg gültig ist, also bis zu 5 Personen für 28€ nach Wittenberg (und falls nur Tagesgäste, auch wieder zurück) fahren können.

Flyer

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In Verhältnissen dieser Art

So betätigt sich die wittenberger Jugend, da in Ermangelung an Gedenkstätten in der näheren Umgebung so etwas nicht ohne gewisse Wege zu bewerkstelligen ist. Dass die Gesinnung hierbei nicht die Hürde ist, verdeutlichen hunderte Aufkleber antisemitischen und rassistischen Inhalts, in die Jugendliche ihr Taschengeld investieren, um sämtliche Laternen und Ampeln der Stadt zu verunstalten. Gern wird auch zur Spraydose gegriffen, um zu zeigen, woher der Wind in der Provinz weht.
Auch online sind wittenberger Nazi-kids nicht untätig und präsentieren sich stolz als „Cockz ´n Countz“-Gang. Entsprungen aus der „Reisegruppe unsympathisch“, die noch aus einer Hand voll gescheiterter Trunkenbolde bestand, rotten sich in der neuen Version des rechtsextremen Sammelbeckens immer mehr Jugendliche zusammen, die in das rebellische Image und das homogene Kollektiv (mit eigenen Hoodies!) Halt projezieren. Trotzdem handelt es sich hierbei keineswegs nur um aggressive Pubertierende, die sich hobbymäßig in schlechten Discos betrinken; ständiges Skandieren rechter Parolen und Drohungen gegen Menschen, die nicht ins faschistische Weltbild passen, sind keine harmlosen Rüpeleien, sondern gefährlich und absolut inakzeptabel.

Facetten des Antisemitismus

Ein Grund zur Vorfreude:
Nach dem erfolgreichen Projekttag ‚Einführung in die Gesellschaftskritik‘ im letzten Jahr möchten wir nun das Thema Antisemitismus aufgreifen. In einem Wochenendseminar am 27./28. August werden wir uns mit Hilfe von zwei ReferentInnen in das Thema einarbeiten. Diskutieren wollen wir den Begriff Antisemitismus, das Geschichtsverständnis der Kritischen Theorie, sowie Teile der ‚Elemente des Antisemitismus‘ von Adorno und Horkheimer. Näheres zu Termin und Programm folgt.

Der Hype überdauert die Gartenzwerge

Beim Wandeln durch Wittenberg bei Nacht steht man nun endlich keinem gruseligen Heer von Luthergartenzwergen gegenüber, doch wer denkt, damit wär der peinliche Hype erledigt, irrt:

„Für Stefan Rhein, Leiter der Geschäftsstelle Luther 2017 in Wittenberg, stand das Fazit seines Besuches beim Kulturausschuss des Bundestages schon vor dessen Sitzung fest: „Die Botschaft ist, dass der Bund das Thema Reformationsjubiläum als nationales Anliegen versteht.“ So kam es dann auch: Mit 35 Millionen Euro will Berlin das Jubiläum unterstützen. “ (MZ online)

Jährlich 5 Millionen Euro mehr können so ausgegeben werden, um eine ganze Stadt in allen Facetten zur Lutherstadt zu machen.
So wird weiter gefeiert, nicht zu Unrecht sieht man sich als rechtmäßige Erben des großen Reformators. In diesem Sinne wird jährlich in Lumpen durch die Stadt gezogen und die Zivilisation verpönt. Luthers Thesenanschlag wird in Wittenberg als Knackpunkt der deutschen Geschichte wahrgenommen und die Abspaltung der evangelischen Kirche als Meilenstein der Emanzipation begriffen. Luthers Gedanken zum mündigen Individuum sehen um einiges anders aus:

„Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann, denn ein aufrührischer Mensch. Gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss …“ (Luther -1525, Tomos 3, S. 124)

Von dieser Gefahr des kritischen Denkens ist Wittenberg weit entfernt. Neue Ausmaße erreicht der Personenkult mit der Lutherdekade, welche die Stadt bis 2017 beseelen soll. So verwandeln sich nun auch die wenigen Orte, die bisher vom Lutherpathos verschont blieben, beispielsweise in einen Luthergarten.

„Dagegen [gegen die Renaissance; Z&D] hebt sich nun die deutsche Reformation ab als ein energischer Protest zurückgebliebener Geister, welche die Weltanschauung des Mittelalters noch keineswegs satt hatten und die Zeichen seiner Auflösung, die außerordentliche Verflachung und Veräußerlichung des religiösen Lebens, anstatt mit Frohlocken, wie sich gebührt, mit tiefem Unmute empfanden. Sie warfen mit ihrer nordischen Kraft und Halsstarrigkeit die Menschen wieder zurück, erzwangen die Gegenreformation, das heißt ein katholisches Christentum der Notwehr, mit den Gewaltsamkeiten eines Belagerungszustandes und verzögerten um zwei bis drei Jahrhunderte ebenso das völlige Erwachen und Herrschen der Wissenschaften, als sie das völlige In-Eins-Verwachsen des antiken und des modernen Geistes vielleicht für immer unmöglich machten.“ (Friedrich Nietzsche – Renaissance und Reformation)

So ist der kleinste gemeinsame Nenner aller politischen und kulturellen Akteure des Städtchens nicht nur die Heroisierung eines erbitterten Antisemiten, sondern damit die Verdammung des Fortschritts und der Aufklärung. Der Fokus auf Luther verdeutlicht, dass zum Beispiel das humanistische Gedankengut seines Zeitgenossen Philipp Melanchthon kaum gewürdigt wird.
So erkennt sogar Landesbischof Dr. Johannes Friedrich:

„Und darum hat sich Melanchthon auch nachdrücklich – im Unterschied zu den
meisten seiner Zeitgenossen – für die Juden eingesetzt und ihre Ansiedlung in
Brandenburg unterstützt. Die Wertschätzung ihrer Sprache und ihrer Kultur und damit
auch der Menschen jüdischen Glaubens gehört zur Bildung[…]“.

Doch in Wittenberg wurde, offiziell durch eine Fusion mit dem Martin-Luther-Gymnasium, das ehrwürdige Philipp-Melanchthon-Gymnasium geschlossen. Wen wundert, dass die Bürger Wittenbergs gemeinsam hinter ihrem großen Helden stehen, dessen Erbe keinerlei Anforderung in Sachen Aufklärung beinhaltet, wie es bei progressiven Geistern der Fall wäre. Wen wundert da, dass die Wittenberger ihren Luther als Exportschlager begreifen:

„Um in Berlin ständig 2017-Flagge zu zeigen, wird die Stadt Wittenberg dem Bundestagspräsidenten noch in diesem Monat übrigens einen Lutherbotschafter verehren – einen schwarzen, versteht sich. “ (MZ-online)

kurz und knapp

Die wichtigsten Infos für den 04.09.2010:

13:00 Uhr – Beginn

  • Martin Dornis – Einführung in die Gesellschaftskritik
  • Boris Krumnow – Geschichte und Theorie der Antideutschen
  • Daniel Kulla – Entschwörungstheorie

    In den Pausen werden gegen eine kleine Spende herzhafte Snacks, Kuchen und Kaffee angeboten.

    Es wird ein kleiner Unkostenbeitrag von 1,50€ pro Teilnehmer erwartet.